Reifenpanne
Heute ein Bericht über ein neues Abenteuer, dass sowohl Deutsche Technologie (oder die Abwesenheit solcher) als auch die Verhältnisse hier in Dubai beinhaltet.
Am Freitag, 8-April-2011 kommen wir so gegen 18:00 Uhr vom Einkaufen aus der Ibn Batuta Mall und fahren nach Hause.
Gerade, als wir die große Autobahn Sheik Saeed Road erreichen, gibt’s ein Gerumpel hinten rechts und das Auto zieht wie verrückt nach rechts.
Ich schalte also Warnblink ein, wir halten an, Anita steigt auf der Beifahrerseite aus und sieht, dass wir hinten rechts einen Platten haben.
Figure 1: Reifen mit Riss
To run flat or to not run flat
Da ist der moderne Mann ja nun wieder komplett aufgeschmissen! Reifen platt? Watt is datt denn?
Seit der Erfindung von Run-Flat-Reifen (deutsch: Reifen mit Notlaufeigenschaften) brauchte ich mich um zwei Dinge nicht mehr zu sorgen, weil Run-Flats in meinen 5er BMW Dienstfahrzeugen Standard waren:
- Reifenwechsel, weil es keinen Ersatzreifen mehr gab und man bei Panne einfach langsamer (max. 80 km/h) bis zur nächsten Werkstatt fährt.
- Reifenluftdruck. Weil Run-Flat-Reifen so dicke Seitenwände haben, dass man einen Platten nicht mehr sehen würde, sind automatische Luftdruck-Überwachungssysteme (Tyre Pressure Monitoring) eingeführt worden.
Ganz schön platzsparend
Offensichtlich verfügt mein neuer Audi Q7 weder über Run-Flat noch über Luftdrucküberwachung, was eine echte Schande für ein 85.000 Euro teures Auto ist. Aber über die fehlenden Features im Q7 werde ich mal in einem anderen Blog sprechen.
Also Handbuch aus dem Handschuhfach und mal unter „Self-Help“ nachgeschaut:
Da ist typisch deutsch alles hervorragend erklärt (natürlich auf English oder Arabisch) inklusive, wie man ein „Space-saving spare wheel“ verwendet.
Oh, was ist das? Es gibt in dem riesigen Q7 nicht mal ein vollwertiges Reserverad oder wenigstens Notrad? Nein.
Beim Q7 mit drei Sitzreihen gibt’s nur ein „Reserverad (Platz sparend)„.
Das sieht wirklich extrem zu klein aus wird aber mit einem kleinen Kompressor aufgepumpt
Hab ich natürlich noch nie gemacht, daher muss es eine bessere Lösung geben: Ich habe ja 24×7 Roadside Assistance bei meiner Versicherung.
Der Anruf (1)
Ok, dann mal wieder Handschuhfach auf und die Karte von der AXA Versicherung rausgeholt.
Kostenlose Rufnummer gewählt, schnell verbunden.
- Der AXA Mann: Ihre Vertragsnummer bitte. Steht auf der Karte.
- Ich: Hmm, da steht nix, denn ich habe von AXA eine völlig leere Karte bekomen (nur die Notfallnummer und ein AXA Logo drauf)
- AXA: Ok, dann Ihr Kennzeichen bitte.
- Ich: sage mein Kennzeichen
- AXA: Kann nichts finden. Ihre Fahrgestellnummer bitte. Nur die letzten 6 Ziffern.
- Ich: sage die letzten 6 Ziffern der Fahrgestellnummer, denn die steht glücklicherweise auf der Zulassungskarte (ist hier wie eine Plaste-Scheckkarte)
- AXA: Kann nichts finden, tut mir leid. Auf Wiederhören.
Sehr schön. 18:30 Uhr am Rand der 6 spurigen Sheik Saeed Road, dunkel und keine Hilfe in Sicht.
Der Anruf (2)
Gut, dann eben mal bei Audi Middle East anrufe.
Kostenlose Rufnummer gewählt, schnell verbunden.
- Audi Mann: . Ihre Fahrgestellnummer bitte. Nur die letzten 6 Ziffern
- Ich: sage die letzten 6 Ziffern der Fahrgestellnummer
- Audi: Q7? Cobaltblau?
- Ich: Ja.
- Audi: Wir schicken jemanden vorbei. Der ist in ca. 45 Minuten da.
- Ich: Sehr schön. Danke.
Selbsthilfe
Das ist ja toll, Audi findet uns sofort, die Versicherung nicht.
Allerdings müssen wir nun 45 Minuten warten und darauf habe ich gar keine Lust. (Hier beginnt das Problem)
Also gehe ich nochmal nach hinten und hole mir das platzsparende Reserverad raus. (Oder hier)
Ich starte den Kompressor und alles sieht ziemlich gut aus, bis es einen lauten Knall gibt und ich da im Dunkeln fast zu Tode erschrecke.
Aber alles gut: Der Reifen hat sich nur entfaltet und liegt jetzt voll auf der Felge.
Der Kompressor hat ein Manometer auf dem bei 2,5 bar ein roter Strich ist. Wir sind bei 2,49, oder so. (Oder hier)
Nachdem ich nun alles schön bereit gelegt habe (Ersatzrad fertig, Wagenheber, Radkeile, Werkzeug liegt bereit) kann’s nun losgehen mit dem eigentlichen Reifenwechsel.
Jacking Mode
Ich nehme das Handbuch und lese erneut nach:
Handbremse anziehen, Radkeile auseinanderfalten und unter das Vorderrad schieben, Auto in „Jacking mode“ schalten, Radmuttern lösen.
Moment! Jacking Mode???
Unser Q7 hat Luftfederung (Adaptive Air Suspension). Wenn ich nun mit dem Wagenheber anfange, die Kiste anzuheben, fährt die Luftfederung an der Stelle das Rad weiter nach unten, um den Niveauausgleich durchzuführen.
Dagegen kann mein Wagenheber natürlich nicht anstinken, er hat ja nur einen kleinen Hub. Daher muss man dem Auto im Menü sagen, dass man in den Wagenheber Modus (Jacking Mode) will. Dann hält die Luftfederung still.
Wieder viel Platz gespart
Um es kurz zu machen: Ich kann erfolgreich das Rad wechseln. Ich sage dem Hilfsdienst per Telefon ab. Wir packen alles ein und fahren vorsichtig los.
Auf einmal gibt es einen Rummms und das Auto zieht schon wieder nach rechts.
Wir halten an, schauen nach: Das Space-saving spare wheel ist nahezu im Ursprungszustand, platt und wir fahren fast auf der Felge.
Figure 2: Platzsparender Reservereifen platzsparend ohne Luft
Nun sind uns die Optionen ausgegangen.
Ich entscheide daher, dass wir auf dem platten Notrad nach Hause fahren. Es qualmt und stinkt aber wir schaffen die ca. 4 km bis in die Tiefgarage.
Wir stellen das Auto so ab, dass wir am nächsten Morgen gut an’s kaputte Rad kommen und gehen dann zu unserer Steakhause Verabredung.
Figure 3: Auto bereit zum Reifenwechsel
Nächster Morgen
Am nächsten Morgen um 09:30 Uhr fahre ich mit einem Taxi mit dem kaputten Reifen im Kofferraum zum nächsten Reifenhändler.
Der hat keine Dunlop. Wir müssen als zu Audi.
Die gute und die schlechte Nachricht
Bei Audi ist es rappelvoll. Ich frage beim Ersatzteillager nach dem Reifen. Zum Glück sind noch 2 da.
Allerdings kann er mir den heute nicht verkaufen, weil das Computersystem down ist.
Ich muss also zu Dubai Methoden greifen: Ich rufe meinen Kontakt von Audi an (ein Deutscher aus München). Gabor ist hier der Service Leiter von Audi.
Gabor regelt alles, meine Kreditkarte wird mit AED 2000 geblockt, was in etwa dem Preis des Reifens entspricht und wenn das Audi Computersystem wieder online ist, wird der richtige Preis ermittelt und alles verrechnet.
Mein neuer Reifen ist nach dieser Odyssee in 10 min fertig, ich schnappe mir ein Taxi und fahre zurück nach Hause.
Dort wechsele ich das Rad und fahre nun mit dem Q7 mit dem kaputten Ersatzrad im Kofferraum erneut zu Audi.
Bei Audi muss ich nun erklären, wie ich es geschafft habe, Reifen und Ersatzreifen so abzunudeln, dass beide Räder komplett ersetzt werden müssen.
Ich erkläre alles und werde wenigstens nicht sofort schallend ausgelacht. Sie sind ja doch sehr nett bei Audi Dubai…
Die Rechnung
Hier also die Rechnung dafür, dass ich nicht 45 minuten auf jemanden warten wollte, der Reserveräder vollständig aufpumpen kann:
- Neuer Reifen: Dunlop, 295/35 R21 = AED 1800 = 338 Eur
- Neues Reserverad (Platzsparend) = AED 2099 = 395 Euro
- Taxi (insgesamt) = AED 70 = 13 Eur
- Zeit: 09:30 – 12:00 Uhr
Und so pumpt man so ein Reserverad richtig auf:
Was soll ich sagen…1. Ich schrei mich weg 😀 😀 😀 😀 2. Du bist eben doch nur ein Kieseler 😀 😀 😀 😀
Heute ist der neue Space-saver spare tyre (Reserverad, platzsparend) aus Deutschland bei Audi in Dubai angekommen. Da sind wir ja jetzt wieder platzsparend unterwegs. Schön.
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